Für Phantasie! Gedicht für Julia Rotten Nature
Fotografie Kein Blick Hirn
Sätze 1976-1982 Toskana Wetterbericht
Ohne Blick Alte/Neue StVO C C R
Das blaue Licht Keine Frage Kein Wort
Riesengroße Schweig still Keep on rollin´
Ende Gewisse Regungen Television

 

FÜR PHANTASIE!
 

Let us put our minds together
and see what life
we will make for our children.

(Sitting Bull)
 

NON SCHOLAE SED VITAE DISCIMUS!
- das wäre ein Ideal, oder:
wie es an einem anderen Ort heißt:
DIE SCHULEN SOLLEN NICHT NUR WISSEN UND KÖNNEN VERMITTELN,
SONDERN AUCH HERZ UND CHARAKTER BILDEN.
Ich könnte weiter zitieren...
          »Wissen ist Macht!«
NEIN
          Lernzielkontrolle!
          Fahrzeugkontrolle!
          Ausweiskontrolle!
          Gesichtskontrolle!
          Gesinnungskontrolle!
NEIN
Was ist mit Gefühlen?
            Sehnsüchten?
            Vorlieben?
            EIGENEN Gedanken?
Wer kann sich
und wo
selbst
(seine Person)
einbringen?
Wer bringt sich selbst zur Sprache?
Die Ausreden sind vielfältig,
Gründe zu schweigen
gibt es keine.
Trägheit des Herzens
ist normal.
Resignation macht sich breit.
Phantasie, Gefühl...
                     und alles
was aus dem Innen kommt
laßt es nicht verkümmern!
Es gibt noch Märchen!
Durch eure Phantasie wird
die Schule bunt!
Verjagt die schmutziggrauen Farben!
DIE PHANTASIE AN DIE MACHT!
JA
Erziehung zur Phantasie,
Bildung des Herzens...


Nachtrag:

Wenn dich jemand tatsächlich erzogen hätte, so nicht durch Reden, sondern durch seine ganze Existenz, d.h. durch seine Liebe oder wenigstens seine Möglichkeit zu lieben: Wer weiß, vielleicht ist gerade der unscheinbarste und harmloseste deiner Lehrer ein Mann von wirklicher Kultur.
(Pier Paolo Pasolini)



 

GEDICHT FÜR JULIA
 

wirkliche Sprachschwierigkeiten
bekommt man, wenn man
                      »Menschenumgang«
meidet; wenn man
die Beziehungen abbricht.
(sich eine Theorie zurechtlegen)
                                 bald
bin ich soweit,
daß mich niemand mehr verletzen kann.
                                      (bald)
es wird nicht mehr die Rede sein
von der verlorenen Liebe,
den nicht realisierten Plänen.
                               (ich werde
                               keine mehr machen!)
                               (ich nicht!)
der Tag wird kommen!
 

1     (dunkle Tage)

an den Tagen,
an denen mich meine Kopfschmerzen
wieder voll und ganz beanspruchen,
an denen ich reglos
                    in dem Zimmer hocke,
das vollgepackt ist mit Erinnerungen
an eine Zeit,
die unwiderruflich vorbei und nicht mehr
zu finden ist:
               solange du auch suchst.
diese Tage:
            vollgepackt mit Kopfschmerz
und Erinnerungen...
                    und schon wieder der Griff
zur Whiskeyflasche... // ...mein langsamer Tod...
eine Abneigung haben gegen alles,
was stören könnte... // Unfähigkeit
zu ganzen Sätzen.
keine Gedanken,
die sich aussprechen ließen...
wie die Katze mit der toten Maus,
so spielst du mit deiner Vergangenheit.
diese dunklen Tage...
                      // no return!
die plötzliche Erinnerung an einen Film
mit Marilyn Monroe und Robert Mitchum // rumkramen
und ein Bild suchen
aus diesem Film... // dann lange
dieses Bild anstarren, ohne
etwas wahrnehmen zu können
                           (einen gewissen Wahnsinn
                           feststellen...)
can you hear me, baby?
immer wieder die gleichen Platten
hören, bis dein Kopf zerspringt
                                // I'm down...
und niemand verstehts //
                         diese dunklen Tage...
I don't even know my real name...
// dann wieder der Blick aus dem Fenster,
und kein Gedanke an das Vorausgegangene:
         warten auf freundliche Tage
         auf Licht, Sonne, Wärme, Freundlichkeit...
         auf neue 'erotische' Beziehungen...
         oder alte wiederaufnehmen...
...aber an diesen Tagen:
                         was bleibt
ist die Reduzierung auf ein (na was denn?)
Reagieren;
           REAKTION.
keine AKTION mehr.
                   diese Kopfschmerzen!
und mir bleibt nur übrig
zu warten; zu warten
auf den Menschen, der mir am liebsten ist.
warten auf freundlichere Tage,
auf Sicherheit, die mir Sicherheit gibt;
mir bleibt nur übrig zu warten,

2     (Erotik)

so - einmal einen ganzen Tag
nicht zu Bewußtsein kommen -
                             bewußtlos
neben einer Frau/einem Mädchen liegen
und nachher fragen:
                    what's goin' on, babe?
BERÜHRUNGEN -
               Begegnungen mit Landschaften,
Bildern,
         Büchern,
                  Filmen,
                          Personen...
jetzt; wie auch in den letzten Nächten,
wenn auch die Tabletten nicht mehr helfen können:
der Verlust,
der mich in diesen Stunden besonders hart trifft.
keine
      sanften Hügel
in der untergehenden Sonne,
eher Felsen
            in der Meeresbrandung.
fahles Licht //
kein Lachen, nur sinnloses Kichern.
eine fremde Sprache.
                     // love me do //
die Erinnerungsversuche der jetzt Dreißigjährigen
beginnen mich zu ermüden...
                            // eine neue Sprache
finden für unsere Erfahrungen... //
the night before...
am frühen Morgen
streife ich ziellos durch den
noch dunklen Wald, schiebe lustlos
das Laub vor mir her; wie überhaupt
alles an diesem Tag eher lustlos geschieht.
die ersten Vögel singen wieder;
die neue Landschaft
legt sich quer über mein Gemüt.
in Gedanken
            an die Landschaft eines Körpers
(ein Augenblick in selbstvergessener Erinnerung)
sehe ich eine Liebe vor mir,
die geteilt worden ist.
                        // langsam taut das Eis
auf den Seen. //
nein, in dieser Geschichte komme ich nicht vor.
haaaaaaaaah,
             can you see the real me?
starke Worte
             in einer aufgeweichten Landschaft;
verschimmelte Worte und gepanschter Wein
im Keller:
           Ekel kommt hoch
vor so viel schlechtem Geschmack.
ich habe in dieser Geschichte
nichts mehr zu suchen.
                       // verschmutzte Schuhe;
ich gehe weiter den Feldweg entlang...
die Alltäglichkeit hat ausgedient.
                                   // das Leben
hat mich wieder.
                 // zwei Teile
ist ein Mensch; ein Weg und ein Weg
und wohin gehe ich?
                    konfuses Gestammel,
vorgebracht von einem,
der die Liebe verlor an einem Sommertag.
der Tag wird kommen!
irgendwann einmal
                  werde ich die Worte finden...
 

3     (ohne Titel)

nun komm, mach schon,
keine Müdigkeit vortäuschen,
weitermachen, weißes Papier füllen,
egal womit, nicht aufhören;
wir machen uns immer
                     weniger Gedanken
über unsere Zukunft; wir
können nur noch hoffen,
daß wir überleben werden
und uns das Lachen nicht vergeht.
VÖLLIGE UNVERBINDLICHKEIT
viele Menschen sehen TV:
                         diese herrliche
Unverbindlichkeit,
                   dieser
nichtssagende Schwachsinn
(es gibt da natürlich Ausnahmen):
so möchte ich reden können:
unverfroren
            bis mir die Worte im Mund
gefrieren.
           VÖLLIGE UNVERBINDLICHKEIT
eiskalt
        wie die Frau,
die in meinem Kopf wohnt.

4     (Schwierigkeiten)

wer wird dieses Gedicht
zu Ende bringen? ich
nicht. nicht ich.

5     (Red Line 7000)

für w.e.b.

ein Arbeit,
die wirklich Spaß macht //
                           auch Freundschaft
und Mädchen (jede Menge):
Wünsche, Träume:
für ihre Verwirklichung kämpfen.
den Rausch der Geschwindigkeit
GENIESSEN.
           Red Line 7000
wissen, wovon man redet.
nicht aufgeben können, immer
weiter machen (weitermachen).
                              // Geschwindigkeit //
Keep brains in gear all time
die Erfahrung des eigenen Könnens
machen (machen!).
nicht zu (zu!) stolz sein:
auch aus den Erfahrungen anderer
                                 lernen.
seine Bedürfnisse
                  nicht unterdrücken
können und wollen.
die eigenen Grenzen kennen!
                            // KEEP MOVIN'! //

6     (fremde Reden)

die Entfernungen schrumpfen //
                               zusammen
mit dir
mache ich mich auf den Weg //
                              zu dir.
ORIGINAL  STANDART  QUALITÄT
Worte, nichts als Worte...leere Hülsen,
                                    nie
                                    und
                                    nimmer
werde ich aufgeben.
Meine Liebe zu dir ist seit den Masern meiner Kindheit die
erste Krankheit, an der ich leide. Und diese ist unheilbar.
(Wolf-Eckart Bühler)
früher:
Obszönitäten, wie das Fernsehen sie bringt.
heute:
die Schönheit der Filme John Fords.
die wirkliche Geschichte
mit umgekehrtem Vorzeichen.
die Reden (heute),
die nicht unsere Reden sind;
die Filme (heute),
die nicht unsere Filme sind
(die überhaupt keine Filme mehr sind);
DICH
kann ich nirgendwo  s e h e n
                    e r k e n n e n
                    w i e d e r e r k e n n e n
die Fremdheit unserer Beziehungen
(unsere Reden sind uns fremd geworden)
erkennen wir wieder
in der Fremdartigkeit unserer Umwelt.
die Reden der anderen sind uns fremd geworden.
laß uns dies untersuchen!

7     (dies neue Jahr)

fängt ja gut an; die übliche Verwirrung
im Kopf;
         'der schwere Kopf'.
ein trostloser Wetterbericht, der
tiefere Temperaturen ankündigt.
alles in allem wenig aufregend;
                                sozusagen
unauffällig
            fast geheim.
draußen auf den Feldern
noch vereinzelte Schneeflocken;
vereinzelt auch Wolken am Himmel.
so vereinzelt wie ich in dieser Stadt;
dieser Stadt,
              in der ich mich immer
unbehaglicher fühle, die mir auf die Nerven geht;
langsam gehe ich durch die Straßen
auf dem Weg in ein Kino
                        (wieder einmal).
obwohl:?
aber:
      immer wieder gezwungen
die Vorsätze zu brechen...
                           schon lange
aufgegeben die Aufgaben:
                         sich offenbaren wollen
und nicht nur Freunden und guten Bekannten.
ganz persönliche Gedichte schreiben wollen
und müssen;
            ein neues Programm.
eine neue Kommunikation erfinden,
die Realität nicht als das Einzige anerkennen.
ein neues Programm für dieses Jahr.
neue und gute und schöne Filme und Bücher:
Fehlkalkulationen als solche erkennen.
unser Glück (was fürn Wort!)
wollen wir uns nicht mehr zertreten
lassen.
        und die Bratkartoffeln
werden uns gut bekommen,
und wir werden lachen können, und
nicht immer wieder nur kichern müssen.
habe ich
         Möglichkeiten? - dennoch: in diesem Jahr
schreibe ich ein Gedicht.

8     (Nachwort)

es geht dem Ende zu / zu
einem neuen Anfang / Licht
und Dunkel
sind keine Unterschiede
mehr / alles setzt sich
fort / unsere Zukunft
wird unsicher sein
metaphernfrei
JULIA LEBT...
FORTSETZUNG FOLGT...
 

(Januar 1974/Juli 1976)


ROTTEN NATURE
 
 

Er sagt, er kann nur
in der unberührten Natur leben -;
jungfräulich -.
Den Nützlichkeitsaspekt nicht vergessen;
auf Treu und Glauben;
             Natur gebrauchen.
Was springt dabei heraus?
Blumen; Bäume;
viele, sehr viele Grünschattierungen.
Ein dunkler Weg:
nicht hinaus aus dem Elend.
No Future!
           In Bewegung bleiben;
gläsernes Licht, ein Schimmer
fällt auf meinen Weg.
Zivilisationsfetzen irritieren;
menschenlos und keine Störung,
aber: Spuren im Gebüsch.
Kein Ausweg.


FOTOGRAFIE
 
 

Glitzerndes Wasser
im Hintergrund
Steinblöcke
ragen empor
Ein Mann scheint
zu sprechen
Plötzlich bewegt sich
sein Mund
und
ich höre


KEIN BLICK
 
 

aus dem Fenster;
Vorhänge zugezogen.
                    Bleich -
mein Bruder - bleich.
Die Stunden nicht zählend.
Auf das Ereignis wartend. Aber:
das VergessenWerden
ist kein AusWeg.
Sich auf-
lehnen
gegen
Gedächtnissturz.
Und Verzweiflung.
Immer wieder.
Kein Blick aus
dem Fenster -
keine Zerstreuung.
Der gerade Weg.


HIRN
 
 

traumhaft versunken
Chaos im Hirn
Bilder, die wie Blitze auftauchen
und verschwinden
Auf der Suche nach einer Neuen Theorie
Kein Weg
Es muß doch noch
einen zweiten Weg ums Hirn
rum geben
Keine Lösungen
Kein Vertrauen
Keine Aussichten
Nichts kann festgehalten werden
Es gibt einen zweiten Weg
Jetzt aufatmen:
und schon wieder sind die
Bilder verschwunden.


SÄTZE 1976-82
 
 

das Seepferdchen staunt
*
hell leuchtend:
das silberne Band der Verzweiflung
*
ein Verbrechen geschah
durch unzählige Worte
*
der eiskalte Wind
treibt dir Tränen in die Augen
*
öffne den Mund, den leblosen,
zur letzten Frage
*
den Strom umleiten, ihn sogar
unterbrechen
*
Maroniverkäufer warten unaufdringlich
auf unseren Hunger
*
im Elysium der Einsamkeiten
*
dein verstörter Blick
in der weiten Landschaft
*
auf dem Tisch die Flasche Wein
daneben Brotreste
ein Stück verschimmelter Käse
*
ein großer roter
Fleck auf dem Tisch
*
laß uns zu Aktivisten werden
*
der eiskalte Wind treibt uns
Tränen in die Augen
*
vielleicht
reichst du mir die Wurst herüber
*
öffne die Blüte, geh und
wirf keinen Schatten an die Wand
*
könntest du meine Schwester sein!
*
die Rose im Abfluß!
*
Seesternchen, -pferdchen
+
Fischgräten auf dem Teller
*
Wartesaalatmosphäre
*
warum
kann ich nicht so handeln
wie Humphrey Bogart?
*
im Zuge der Aufarbeitung
meiner Vergangenheit
stieß ich auf einige Dinge
die mir wie neu vorkamen
*
es gibt nichts
persönliches mehr in meinem Leben
*
meine Feinde warten auf mich
nach dem sechsten Wodka
*
im Regen trostlos
*
der Weg im Schnee
den Fluß entlang
die Rückfahrt im Auto
*
Unschuld im Schnee
*
ein Klingeln im Kopf
*
die Bäume
*
alles leer
*
kein Weg zu sehen
*
der Schnee blendet
*
ich wäre auch gern reich!
*
wir wollen nicht mehr
auf unseren Stuben hocken!
*
wir wollen nicht mehr
auf unsere Hoffnungen warten!
*
wir wollen nicht mehr
auf eure Worte hören!
*
wir wollen nicht mehr
unsere Wünsche vergessen!
*
Ich rede von mir selber
von anderen.


TOSKANA
 
 

1
Keine wunderbare Erregung
beim Anblick
dieser Landschaft.
Doch:
auch ein Gefühl, daß
hier etwas
besonderes
zu finden sein muß.
Herausfinden
was es ist!
Schmerzende Beine
Beschwerden
die man auf sich nimmt
um (etwas)
sehen zu können.
Die Beschwerden
vergehen
die Lust
des Entdeckers
kommt.

2
Mittags
im abgedunkelten Zimmer
keine Gedanken
an die Landschaft
die Natur
verschwenden
Beruhigung der Gefühle
als Ziel

3
Viel Bewegung
viel Lektüre
Eindrücke (unbestimmt)

4
Auf dem Weg
zum Ziel
(das Besondere finden)
keinen Schritt
weitergekommen.
Oder doch?
Wenn ja, wohin?

5
Menschen, die
in Gruppen
zusammenstehen
miteinander reden
(zumeist Männer).
Das Leben
findet
in der Öffentlichkeit
statt
Kommunikation


WETTERBERICHT
 
 

Ich habe keine Strategie
ich weiß auch nicht wovon die Rede ist
meine Sprache sprechen sie nicht
- und doch:
Plakatwörter in meinem Kopf
             aus meinem Mund -
Wer kommt
sie mir abzunehmen?
Mittagsdunkelheit    Leere    Antworten ohne Fragen
Wolken im Hirn
Wolkenauflockerung
Gedichte / Wetterbericht
- so freundlich wie das Wetter
kann ich nicht sein -
eine aufopferungsvolle Tätigkeit:
das Wetter zu beobachten -
Tendenzen festzustellen
Ratschläge geben
Sonnenblumen müssen sterben
Wetterbericht
Keine Übersicht
Stau im Hirn
Was soll ich bloß tun?
Ich weiß nicht, was ich tun soll!
(Anna Karina in 'Pierrot Le Fou')
Ist das
Leben?


OHNE BLICK
 
 

SEHEN - ohne den Blick
auf ein Ziel
fixieren zu können
Keine Konturen
- verschwimmende Farben
Grün und Licht -
Ein Sommertag
Sonne
fabulierend noch versteckt
hinter hohen Häusern
Eine Leere
nicht wissen
wie die Zeit verbringen
SEHEN -
ein unfreier
flimmernder
verschwimmender Blick
Keine Kraft
mich an irgendetwas
zu verlieren
Ich gebe
(vorläufig)
auf


ALTE StVO
 
 

Es ist ein Chaos
zu befürchten
nach den Meldungen
des Verkehrsrundfunks
 
 

NEUE StVO
 
 

Es soll ein Recht geben
auf den Straßen
Ein neues Recht
Aber die alten Probleme
der STRASSE
sind immer noch nicht gelöst
Wie ich höre


CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL
 
 

Musik
nicht übersetzbar
in Worte
Klar die Gefühle
unaussprechlich
wahr
einfach
Kommunikation
zwischen mir und der
Musik


DAS BLAUE LICHT
 
 

Er wollte diese
                Frau haben
Keine andere
Rücksichtslos
(es war dies seine Art)
ging er seinen Weg
Lonesome Stranger
im Dickicht seiner eigenen Gefühle
In der dunklen Höhle
seines Hirns
             zuckten
die Wünsche -
unaufhörlich pochten sie
gegen seine Schläfen
                      Später
haben sie ihn eingeliefert
Begierden führten ihn ins Dunkel
Jetzt
ist er allein
mit seinem zerstörten Kopf
 
 

(Februar 1983)



 
 

Keine Frage bleibt
offen
zwischen
uns.
Geschlossen ist der Kreis
der alltäglichen
Verrichtungen
durch das Schweigen.
Mund -
tot -
machen -
Halt's Maul!



 
 

Kein Wort verletzte
den taubstummen
Pantomimen.
Im letzten AugenBlick
konnte er sich retten
mit einem
Violinsolo.
Ich werde es nie
vergessen,
stehen mir doch
Worte zur Verfügung,
manchmal.



 
 

Riesengroße Löffel-
ohren -
        zugenäht.
Einmal im Jahr
werden die Fäden
                 gezogen.
Damit Luft herein-
kommen kann;
             kein Wort.



 
 

Schweig still,
               Nachtigall!
Ich mag
deinen Gesang
nicht mehr hören!
Es muß
eine Ruhe sein
eine Stille
damit ich schreien
kann
damit ich gehört
werde...


KEEP ON ROLLIN'
 
 

dein verstörter Blick in der weiten Lanschaft
nur noch wenige Minuten
                        bald
sind wir zuhaus
du wirst sehen
bald sind wir da
gedulde dich noch wenige Minuten
du mußt noch ein wenig Geduld haben
DU
dein verstörter Blick
wer weiß was er sagen will
               du darfst dich nicht übereilen
               sieh doch wie der Schnee
               die Äste der Bäume niederdrückt
               sieh doch sieh
wer weiß was er sagen will
dein verstörter Blick
DU
du mußt noch ein wenig Geduld haben
fall in meine Arme
aber du weißt doch
daß es jetzt keine Fliegen mehr gibt
zu dieser Jahreszeit
jetzt sind wir da
DU
jetzt sind wir da
da rauscht es heran
und wir sind machtlos
mach doch was
ich kann nicht
die weite Landschaft, dein verstörter Blick
keep on rollin'


ENDE
 
 

Als das Lieben noch geholfen hat,
gingen wir den rechten Weg.
Nun
sind unsre SteinbruchHerzen
stillgelegt -
keine Förderung


GEWISSE REGUNGEN
 
 

vermag ich nicht
so einfach zu unterdrücken.
Ich bin auch kein
'feiner Mensch';
kann mich nicht benehmen.
Manchmal versagt
sogar mein Deo -
und ich bin hilflos.
An die 'kleinen Dinge'
kann ich mich klammern:
Musik hören, Zeitung lesen,
Filme sehen, usw.
Auch an eine Erkältung
kann ich mich gewöhnen.

             Die Angst dich zu verlieren!
             Alleingelassen
             mit den alltäglichen Kleinigkeiten.
             Wer bringt mir jetzt
             meinen Tabak mit?
             FROST.
             Gewöhnung tötet -
             doch GEWISSEN REGUNGEN sind
             einfach nicht zu unterdrücken.
             Die Rechnung geht nie auf
             weder auf deiner
             noch auf meiner Seite.
             Nun sag doch was!
             Komm mit!
             Versuch,
             deine Gefühle zu ändern!
             Was mir bleibt
             sind gewisse Regungen.
             Und das Leben
             (ja, was ist denn das?)
             fließt weiter -
             irgendwo ist
             das Meer...

Was bleibt:
Bücher
Karteikästen
Schallplatten
Briefe
Filme
Erinnerungen
gewisse Regungen


TELEVISION
 
 

Die Augen weit aufgerissen
steif wien Brett
liegt er vor dem Gerät
Die Müdigkeit
kriecht langsam die Beine herauf

Keine neuen Nachrichten
aus dem Wunderland!
Alles beim Alten!
Fragen
werden nicht gestellt.
Überraschungen
finden nicht statt.

Abläufe,
die kalt lassen.

Eine Bedrohung geht aus
von diesem Monstrum.
(Andere denken anders)

Es soll immer
noch
Menschen geben,
die eine
Hoffnung haben.

Nicht mehr sehr lange
wird man warten müssen
auf den direkten Anschluß
des Hirns an TV.
 

Dieser internationale Frühschoppen!
Dieser Modergeruch der Nostalgie!
Alles nur billigster Ramsch!
Wie einfach doch alles ist!
So einfach wiederum auch nicht!

Mit einem Wort:
reaktionär.
Mit einem Wort:
reaktionär.
Mit einem Wort:
reaktionär.