1
Im Wettrennen um
den Preis
bist du der Igel,
ich der Hase.
Was ist der Preis?
(Im Schweigen gefunden,
im Reden verloren.)
Das Leben -
ein zu großes Wort.
Zu groß (Abhängigkeit),
Wort (also ein Widerspruch).
Das Leben mit dir:
und schon
sieht die Sache (die Sache?)
ganz ander aus.
Exkurs:
In diesen Stunden der Sprachlosigkeit zerfallen die Worte im Munde, Sätze werden nicht zu Ende geführt, Zusammenhänge ver-schwinden
im Nebel. Und doch ist da der Drang zu reden, zu sprechen von dem, was
mich betrifft. Über das Schweigen zu schweigen ist sinn-los, über
das Unsagbare etwas zu sagen ist Idiotie. - Und dennoch: ich rede.
Je elementarer,
desto unsinniger,
desto mißverständlicher,
desto falscher.
Ich öffne den
Mund und lüge.
Was ist Wahrheit?
(frug Pilatus).
Aber dann
ließ er sich
von Udo Jürgens
seine Liebesbriefe schreiben.
Hier steht ein Mensch!
(grölt Peter Alexander).
Und da haben wir es wieder -
dieses Gefühl der Ohnmacht.
Wie
können
Wir
nun
unser
Menschsein
fühlen?
2
Die Zeit vergeht
(warum auch nicht?),
steht still
(warum?),
geht vorbei
(halt sie fest!).
Die Zeit wird uns töten!
3
Du
Ich
muß m/d(ich) finden
4
Seitwärts
von irgendwoher
fliegen Möven auf dich zu.
Im Sturzflug
versuchen sie
einen Blick von dir
aufzufangen.
Immer wieder,
unermüdlich.
Mein Vorbild,
mein Bild.
5
Die deutschen Eichen
ziehen einen Kreis
um uns.
Um uns zu schützen?
Morgens, im Nebel, drohen sie uns.
So wie die Spinne
im Fensterkreuz.
Doch alle - niemand - keiner
kann uns
etwas anhaben.
Die Glut im Kamin
gibt uns
ihre Restwärme.
6
Ganz tief drin,
hinten
im Hirn,
sitzt (noch immer)
tief und fest
die Angst.
Manchmal
(bei unterschiedlichen Gelegenheiten)
kommt sie nach vorn.
Sie läßt mir keine Ruhe.
Sie ist mein Feind.
Oft kommt sie
in der Nacht,
wenn du
(tief im Schlaf)
neben mir liegst.
Ich kann
geheilt werden.
7
Es geht nichts
ohne Allgemeinplätze,
vielleicht weil
das alles
so neu
nun auch wieder nicht ist.
Oder doch?
Ja!
8
Leere Hände,
offene Augen -
Seltsam: warum so banal?
Sanft auch;
aber ja doch!
Und:
die weich geschwungenen Linien
(tausendmal beschrieben)
deines Körpers.
Und immer wieder: MAKE IT NEW!
Und immer wieder gelingt es nicht;
also:
nicht weiter reden
von deinem Körper.
9
Es lebe die Sprachlosigkeit!
10
Nieder mit den Worten!
Warum
bleibst du nicht
ruhig
auf deinem Stuhl sitzen?
Warum
rauchst du
schon wieder?
Warum
zitttern deine Augen?
Endlich
brichst du das Schweigen:
»Steh auf
und komm!«
Viele kleine Vögel
(Kolibris?)
flattern auf, fliegen davon,
wenn du dich erhebst
und deinen Platz verläßt.
Wie vergessen
was geschah -
es bleibt.
Du hast Angst -
Glas,
zerbrechlich, durchscheinend,
das Licht verstärkend, farbig.
Sag selbst,
wie könnte ich leben
mit tausend Splittern
im Herz, im Kopf,
in den Händen?
Sag,
wie stell ich es an,
daß wir im Glasofen
zerschmelzen?
Dein Gesicht
- im Profil -
auf dem Schwarz-Weiß-Foto;
keine Rettung
vor dem Versinken
in der Kälte der Nacht,
wenn Du nicht da bist.
Immer wenn sie mich fragen
nach dir
(meine Liebe)
bin ich verlegen
und die Worte
zerbröseln im Mund.
Immer wenn sie mich fragen
nach dir
bleib ich stumm.
Zutritt verboten!
Blätter, Herbst, stumme Lippen;
nicht zu beschreibendes,
schweigsames
(Glück?).
Die, die nur Fragen haben,
bedauern WIR.
WIR sind ja im Besitz
der ANTWORT.
Rumpelstilzchen;
frag es nicht.
Sag den Namen nicht denen,
die immer nur Fragen stellen.
Wem könnte er helfen?
Zum ersten Mal das Gefühl
am Ziel zu sein,
kein Stillstand,
Fortbewegung zu dir.
Aber:
immer wenn sie mich fragen,
muß ich sagen:
versucht doch zu verstehen,
zu erfahren wie das ist,
am Ziel zu sein.
Dann habt ihr die Antwort.
WIR und die ANDEREN:
das muß doch zu machen sein,
irgendwie.
Hör nicht
auf dieses dumpfe Gerede!
Be proud!
Deine (und unsere) Probleme
werden die nicht lösen.
Hirnlose Typen
Affenärsche
Kretins
Klugscheißer
Faschisten
...und fast schon
rede ich wie sie,
denke wie sie,
bin ich wie sie...
Dann wieder
schau ich Dich an
und weiß:
wir ergänzen uns:
schwarz und weiß.
Nein, wir sind kein
Paar! Wir sind
eine notwendige
Ergänzung. Eins
nicht mehr möglich
ohne das andere.
Insofern offen.
deines Bildes geraten
die Erinnerungen
an dich
auf vielfachen, ver-
schlungenen Wegen
an kein Ende
niemals
und doch
immer wieder
neue Anfänge
Du -
an den Türrahmen gelehnt,
den Blick nach rechts gewandt
- wohin?
das blaue Kopftuch,
deine Arme
verloren im Raum
Deine Hände
was wollen sie greifen?
Deine Augen
suchen sie mich?
Mich bedrückt die Hitze
eines Sommertages
in der Provence.
Mich bedrückt die Ferne
in die du
gegangen bist.
Mich bedrückt die Leere,
die du
zurückgelassen hast.
Beim Anblick
Deines Bildes
- auch das Grün der Hauswand
läßt keine Hoffnung
aufkommen. Nicht für mich.
Beim Anblick
Deines Bildes
- nie werde ich diesem Körper
wiederbegegnen. Nie.
In der Erinnerung suchend (im Meer)
nach Dir, nach Deinem Ort
weit
über den großen Fluß hinweg, dort
wohin meine Gedanken nur noch mit Mühe gelangen können
(».................................«)
Dem Tod die Narrenkappe aufsetzen
(nicht nur der Kunst)
Dunkles Licht, schwarze Kerzen
Den Weg nicht finden können
Dein Gesang, der weitertreibt, vorwärtszieht
Der große Sänger geht mir voran
er scheint den Weg zu kennen
Woher denn nur?
Er kann die Spuren lesen
Wie denn nur?
Dunkel das Lied, schwarz meine Gedanken
Leuchtend Dein Gesicht, Blendend Dein Wort
- Ich gebe nicht auf -
Weitergehend sehe ich Schubarts Gedenktafel,
vor der wir so oft standen,
uns daran erinnernd, daß diese Stadt
dem doch recht Großen Sicherheit gab,
Sicherheit, die wir JETZT haben, nachdem
die Zeit uns auseinanderbrach...
WIR
können aufeinander zugehen JETZT
Ohne Augen
Ohne
Ohne
Ohne
...finden wir uns...irgendwann
Der Pfadfinder, mit weitausholenden Schritten,
geht voran
allein
wäre ich blind
Dann der Weg über die Brücke -
unten:
Wege, die wir hinter uns ließen
Trotzdem:
keine Fährten!
Wer kann uns nachfolgen?
Wer uns erreichen?
Können wir vertrauen
denen, die mit uns gingen,
den wenigen?
Der Weg zum Fluß ist weit und meine Augen
sind leer -
Er singt mein Freund er singt
und wenn ich ihn nicht sehe, so
höre ich dennoch sein Lied
Dein Lied/Gesang/Ruf
Mir versagt die Stimme
Meine Rede verstummt
Ich kann nur hie und da ein Wörtchen von ihr sprechen. Ich muß
vergessen, was sie ganz ist, wenn ich von ihr sprechen soll. Ich muß
mich täuschen, als hätte sie vor alten Zeiten gelebt, als wüßte'
ich durch Erzählung einiges vorn ihr, wenn ihr lebendiges Bild mich
nicht ergreifen soll, daß ich vergehe im Entzüken und im Schmerz,
wenn ich den Tod der Freude über sie und den Tod der Trauer um sie
nicht sterben soll.
Sprich nicht, meine Liebe,
Deine dunklen Augen
sagen genug. Unsre
Träume sprechen uns frei.
________________________________
Die Dinge auf meinem Tisch -
ich werde sie nicht aufzählen -
sprechen keine Sprache, die
ich verstehen kann.
DER SÄNGER GEHT.
Wer behütet vor Irrwegen mich und übler Begierde?
Selig im Schlaf, verworfen im Wachen,
froh in der Nacht, traurig am Tag...
Wer hat den Schlüssel
zu meinen Träumen von Dir?
Wo ist der Weg, Entfernte?
Das Geheul der Wölfe um mich herum
treibt mich weiter von Zeichen zu Zeichen
Im Nebel das Heulen
die Angst zu stürzen ins Dickicht
der dreimal verwunschnen Wälder
wo das kleine Männchen mit drohender Gebärde
mich und nur mich erwartet
- Ach wie gut, daß niemand...
Dann:
ich höre nichts mehr - ich sehe nichts mehr -
Nun kann auch der Sänger mich nicht mehr führen...
Da ich die Sprache NOCH habe
(oder hat sie mich?)
aber was nützt sie mir hier,
wo niemand mich hören kann...
meinen Ruf...meine Klage...
Ich lasse andere von mir reden:
War sie nicht mein, ihr Schwestern des Schicksaals, war sie nicht mein? Die reinen Quellen ford'r ich auf zu Zeugen, und die unschuldigen Bäume, die uns belauschten, und das Tageslicht und den Aether! war sie nicht mein? vereint mit mir in allen Tönen des Lebens?
Wo ist das Wesen, das, wie meines, sie erkannte? In welchem Spiegel sammelten sich, so wie in mir, die Strahlen dieses Lichtes? erschrak sie freudig nicht vor ihrer eignen Herrlichkeit, da sie zuerst in meiner Freude sich gewahr ward? Ach! wo ist das Herz, das so, wie meines, überall ihr nah war, so, wie meines, sie erfüllte und von ihr erfüllt war, das so einzig da war, ihres zu umfangen, wie die Wimper für das Auge da ist.
Wir waren eine Blume nur, und unsre Seelen lebten in einander, wie die Blume, wenn sie liebt, und ihre zarten Freuden im verschlossenen Kelch verbirgt.
Und doch, doch wurde sie, wie eine angemaaste Krone, von mir gerissen und in den Staub gelegt?
Traumblume, vielleicht
verblüht ehe erblüht
oder doch?
Das Pflaster gesprengt
mit Deiner Kraft
Rede nicht wenig
gebrochen die ruhigen Töne
durch eine gläserne Scheibe
& mein Gehör versagt mir
seinen Dienst
Wo ist mein Begleiter?
Her hair held earth.
Her eyes were dark.
A double flute
made her move.
Die Musik, die unsre Ohren streifte,
die Musik, die uns zusammenführte,
die Musik, ...
tödlich taube Klänge nur noch!
Deine Bewegung
(schlangengleich sagt das einfache Gemüt)
traumgesteuert
(sage ich)
Deine Bewegung hält inne...
Komm auf mich zu!
ruhig versinke ich
in quälender Lähmung
Was ist nur los?
& wo ist mein Begleiter?
nicht zu sehen, nicht zu hören...
meine freunde
redeten mir zu
gaben hilfe
trauer war
da und
verständnis
auch in jener
zeit
der finsteren
am tage
des todes
des dichters
aus wunsiedel
sinnlose ver-
gleiche
fielen mir
ein
ich wagte
keine träne
der fluß nur
konnte mich
retten
der uns nun
trennt
und den zu
überschreiten
mein begleiter
mir hilfe
anbot
auch er
nun fort
den augen
verborgen
und ich
war ge-
worfen
auf mich
und das
was auch
vorher
vertraut
mir war
die bücher
z.b.
fremde ge-
danken
in diesem
meer der
erinnerung
auch hier
kam mir
der dichter
zu hilfe
_____________________________________________________________
Hans Magnus Enzensberger: Erinnerung an den Tod
in: Gedichte, Frankfurt/Main 1983, Seite 57
_____________________________________________________________
...Beide, dem Leib nach zwei, waren nur eins im Geist -...
_____________________________________________________________
Laß das Gedicht
nur reden.
Ich schweige.
ZWANZIG VIERZEILER
ÜBER MICH UND DAS
WAS MICH ANGEHT
I
Nicht ernst zu nehmen sind
DIESE VERSUCHE DER
SELBSTBEOBACHTUNG
sind sehr ernst zu nehmen
II
Mit gespaltener Zunge
redet nur das Bleichtgesicht -
insofern ist meine Hautfarbe
nur Täuschungsmanöver
III
Fünfundvierzig Tage getrennt
von der Geliebten, mit der ich
noch kein einziges Wort gewechselt habe.
Dennoch: Trauer, Sehnsucht, Verlangen.
IV
Die Lektüre wird begrenzt
auf das unverzichtbare Minimum -
also auf einen für mich
nicht zu bewältigenden Buchstabenberg
V
Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe
unserer Liebe die Tarnkappe aufzusetzen
Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe
unsere Liebe zu leben
VI
Nur noch Musik
die mit den minimalsten Mitteln auskommt
Nur noch Musik
die meinen Stimmungen entspricht
VII
Eingeklemmt hinterm Schreibtisch
den Kopf voller Buchstaben
Ekel vor und Sehnsucht nach dem
was MAN so Leben nennt
VIII
Wenn Ben Johnson über den Mini-Bildschirm reitet,
ist das nur eine optische Täuschung.
Nur im Kino
kann ich wirklich im Monument Valley sein.
IX
Das Versiegen der Gehirnströme
das Erlöschen der Gedanken
die erstarrte Ewigkeit
die unvorstellbare Kälte: der Tod
X
Nahrung: unregelmäßig und manchmal
im Vorübergehen 'reingeworfen'.
Dann aber wieder:
genußvoll, ausgiebig, bewußt und sinnlich.
XI
Wenn Onkel Dagobert aus dem Nähkästchen plaudert,
gehöre ich zu seinen aufmerksamsten Lesern.
Jedoch nicht selten erfaßt mich Neid:
nur einmal so im Geld baden können!
XII
Den eigenen Körper spüren
in der Bewegung, in der Berührung
mit der mich umgebenden Luft:
zu Fuß oder auf dem Fahrrad.
XIII
Getrocknetes Blut, ein schmutziges Handtuch,
ein sterbender Igel am Straßenrand,
die besänftigende Musik Brian Eno's,
eine Rose: Bilder (m)einer Liebe (?).
XIV
Das Rauchen gebe ich nicht auf
Krankheiten schrecken mich nicht
ich habe furchtbare Angst
vor Spinnen
XV
Wie schwer ist es
die Grenze zu überschreiten
hinüberzugehen in die Wüsten
des eigenen vertrockneten Lebens
XVI
Was das Leben nicht gibt
gibt die Lektüre
Was die Lektüre nicht gibt
gibt das Leben
XVII
Kein Geld im Beutel
vielleicht sogar Schulden
fröhlich gestimmt
wie der 'Taugenichts'
XVIII
Das Strumpfband der Muttergottes
(vgl. A.M.von Thümmel: Reise in die mittäglichen Provinzen
von Frankreich)
steht mir leider nicht zur Verfügung
meine Geliebte an mich zu binden
XIX
Gebundenheit und Freiheit (?):
ich kann wirklich nicht sagen,
warum mir der Blick der Katze
so rätselhaft erscheint.
XX
Stumpfsinn ist meine Verfassung
Trauer ist mein Tun
Hoffnungslosigkeit ist mein Weg
Liebe ist meine Sehnsucht
So wie du bist:
jetzt - heute -
Bleib so!
...may you stay
forever young...
»sweet little sixteen«
Gegebenenfalls
ein Verjüngungsmittel
der Magier nebenan
besorgt es mir / dir
(Bleib so wie du bist!)
... die weißen Flecken auf der Landkarte
meiner Beziehung (deiner? / unserer?):
Bin ich ein Entdecker?
Ist mein Auge geschärft genug?
Rätsel müssen gelöst werden!
Du Rätsel Du!
Wie bist du? Nicht was!
Laß mich
nicht fallen
in diese beschissene
Welt
Laß mich
nicht fallen
in dieses schwarze
Loch
Laß mich
nicht fallen
in immerwährende
Ungewißheit
Laß mich
nicht fallen
in Heimatlosigkeit
Laß mich
nicht fallen
in Tatenlosigkeit
Laß mich
nicht fallen
in die Hände
der anderen
Laß mich
nicht fallen
ins Entferntsein
von dir
Für andere da-sein: herrlich, gut, prima!
Das kostet Energie und sonst noch was!
Das reibt auf und macht fertig!
Und am Ende:
die Einsamkeit (auch Alter).
...may you stay
forever young...
Mögen deine Träume sich erfüllen
Möge dein Herz sich glücklich fühlen
Möge deine Musik hörbar werden
Mögest du bleiben der du bist
...may you stay
forever young...
Einst liebte ich...
so fangen Gedichte manchmal an;
und wie sie weitergehen:
ja, behüt dich Gott -
lieber nicht!
Und doch stellt sich
(gelegentlich)
das Problem des Anfangs
DER KONTAKT
ZUR WIRKLICHKEIT
IST FUTSCH!
Was nun? (Lenin?)
DEINE DUNKLEN AUGEN...
Die Geschwätzigkeit
meiner schweren Zungen...
...ich muß muß muß
von deinen Dunklen Augen
reden!
Und du?
- Du schaust
auf deine übereinandergelegten Hände
und ich
kann wieder nicht
die Farbe deiner Augen
erkennen.
Ich muß gehen und seh dich
erst in ca. 70 Stunden wieder...
...bis dahin...
...der Griff zur Flasche...
...die tropfende Nase...
...der unruhige Schlaf...
...DEINE DUNKLEN AUGEN...
...das Schwinden deines Bildes aus den Sinnen...
...meine Angst...
...der Blick auf dein Foto...
...der Griff zur Flasche...
...das Einschalten des Fernsehgerätes...
...der blöde Blick auf die Glotze...
...Angst...
...aufblitzende Hoffnung...
...Victor Mature auf dem Bildschirm...
...Hunger...
...zwei Tomaten, Brot, Wein...
...nur noch 36 Stunden...
...eine Zigarette drehen...
...DEINE DUNKLEN AUGEN...
...gemischte Gefühle...
...der Griff zur Flasche...
...ein Telefongespräch...
...der Gedanke an unsre gestrige Begegnung...
...Angst...
...Hoffnung...
...Liebe...
...DEINE DUNKLEN AUGEN...
...nur noch 35 Stunden...
...Hedy Lamarr auf dem Bildschirm...
...der berauschende Klang deines Namens...
...Liebe...
...dein Lachen/gestern...
...meine Verzweiflung/heute...
...der Griff zur Flasche...
...meine schmerzenden Glieder...
...Samsons Kampf mit dem Löwen...
...Lächerlichkeit...
...die immerwährende Hoffnung...
...DEINE DUNKLEN AUGEN...
...Die Wiederholung/Kierkegaard-Lektüre...
...Die Angst...
...der Griff zur Flasche...
...die nächste Seite...
...die 'kalte' Zigarette...
...die Angst vor dem NEIN...
...der Griff zur Flasche...
...unmögliche Phantasien...
...die Hoffnung auf ein Gespräch...
...der Tag wird kommen...
...nur noch 34 Stunden...
...DEINE DUNKLEN AUGEN...
...und jetzt versagt das Hirn,
die Kräfte lassen nach,
ich komme zum Ende:
Einst liebte ich
ein schönes Kind,
erst 16 Jahr...
Doch wendet sich,
so wie der Wind,
mein Schicksal gar...
_____________________________________________________________
Anmerkung: geschrieben im Suff am 12.10.1985
_____________________________________________________________
Aufgekratzt von einer dünnen,
nicht einmal sehr berechtigten
Hoffnung,
stimme ich an
meine Litanei:
du Synthetische
du Nichtzusammensetzbare
du Vielfalt
du Summe vereinzelter Sinneseindrücke
du immer wieder verschwindendes Bild
du Tiefe meiner Verzweiflung
du Größe meiner Hoffnung
du...
du...
du...
...und schon ist der Kitsch perfekt!
auf dem zerbrochenen Horn
die immer gleiche Melodie
geblasen
& dennoch
Schutz / Hilfe / Geborgenheit
»Come in,« she said,
»I'll give you shelter from the storm.«
Fern von dem, was andere
Heimat nennen...
freigesprochen / losgelöst
von festen Bindungen,
vergessen...
Und dann...plötzlich...gestern:
DU
dunkel die Augen
dunkel das Haar
dunkel...
und 'Heimat' scheint
wieder möglich;
allerdings nicht:
in dem kleinen Dorf im Norden
(mittlerweile ist es schon verschwunden)
------ Flurbereinigung
& Eingemeindung
------ Vernichtung
Aber irgendwann
in einem anderen Leben
werde ich ankommen
bei dir und du wirst sagen:
»Come in! I'll give you
shelter from the storm!«
Wer nur zehn Minuten deine
traurigen Augen
anschauen könnte
wer sie ertragen könnte
wer durch sie hindurch sehen könnte
in deine Seele
die verschlossen bleibt
für jeden für immer
Ganz tief
in diesen Augen
sehe ich mich
durch dich hindurch
weit
irgendwo in den Wüsten
eines unbekannten Landes
Wer diesen Schimmer
ertragen könnte
und ohne Verzweiflung
weggehen könnte
ja
dem wäre geholfen
Wer nur zehn Minuten deine
traurigen Augen
anschauen könnte
vielleicht noch ein wenig länger
der könnte Hoffnung schöpfen
Aber...
DU wenn DU
weiterhin fortfährst
dich so unendlich in meinen Träumen auszubreiten -
wie soll ich Ruhe finden?
dein Gesicht dunkelt
deine Augen schwärzen
soll ich dich Laura nennen?
...auf dem Weg nach Verona
(Romeo & Julia: you remember?)
wie konnte da sein Bild so mächtig werden?
Steh auf und
reib mir den Schlaf aus den Augen
Fortgehen wird unmöglich gemacht
36° im Schatten...
wen wunderts
wenn Bilder und Träume fiebrig werden?
Ciao Bella
ich konnte deinen Ohrring nicht erkennen
ich sah dich und sah dich nicht
verrückte Welt -
wo soll ich hin?
Kein Verlangen...
nur Tod (evtl.)
She takes just like a woman
She makes love just like a woman
And she aches just like a woman
But she breaks just like a little girl
Woher nur
nimmst du deine Macht?
nicht von mir, nicht von mir
(Rätsel)
Langsam trittst du hervor
aus der Menge
sogleich
verdunkelt sich alles
in deiner Umgebung
And then went down to the ship
auf dem Weg in die Unsicherheit
die grünen Segel gesetzt
und den Mast tief eingepflanzt
ins fast schon leblose Herz
die toten Männer
begleiten uns
ins schwarze
funkelnde
riesig sich auftürmende
Gebirge
...und es gibt
kein trotzdem
Was bleibt?
- die Suche nach Bildern:
bereits geträumten und neuen
noch nie gelebten und geliebten
...und auch das Alter
spielt keine Rolle!
Spielt es keine Rolle?
Für wen?
Erich Fried
Altersunterschied
Einmal
wenn du älter wirst
werde ich nicht mehr älter werden
Irgendwann werde ich dann
vielleicht
zu jung sein für dich
Jetzt aber
habe ich noch Angst
daß ich zu alt bin
Manchmal möchte ich drum
für mein Leben gern
sterben
She takes just like a woman
She makes love just like a woman
She aches just like a woman
But she breaks just like a little girl
...und das ist ein Bild
von dir
nicht geprüft auf Übereinstimmung
kopflastige
mit der sogenannten Wirklichkeit -
Gedanken-
nicht geprüft und konfrontiert
blähungen
mit dem
das DU dazu sagst
o Laura!
Du Weib,
das schöner als die Sonne war;
keinem Gedanken gleich
noch einer Idee -
zu fassen nicht und nicht
zu deuten.
Und wieder erscheinen
die schwarzen Männer
Sie drehen dein Bild zur Wand -
wie kann jetzt dein Bild
in meinem Kopf wohnen?
wie kann es sich in meinen Träumen ausbreiten
Und du -
fühlst du denn anders als sie?
Wann leihst du mir deine Augen,
deinen Mund, deine Nase,
deine Haare, deine Ohren...
damit sich tief einprägt
und niemals mehr schwindet
die Erinnerung an dich?!
Und dann
wenn erst dein Bild...
Und dann
wenn erst du wirklich / du selbst / du ganz...
nicht nur in meinem Kopf
Und dann...
ja dann...
dann werden nicht nur die Träume wahr
ja dann
wenn du wirklich
und ich wirklich
und nicht nur im Traum
und nicht nur im Herzen
ja dann
ja dann
bin ich
vielleicht
glücklich
So aber
gehst du vorbei
nimmst mich nicht wahr
wie eine Frau
wie ein Mädchen
She takes just like a woman
She makes love just like a woman
She aches just like a woman
But she breaks just like a little girl
Verworrene Gedanken
von Fesseln befreit
chaotisch, rasend
immer auf der Suche nach Möglichkeiten
den Weg zu finden
zu dir
die gebrochene Feder im Haar
mit müden Augen
fast schon resigniert
zu viel Kaffee im Magen
Die Ebereschen vor dem Haus
jetzt
im Herbst
das Rot deiner Lippen
überstrahlt die Natur
und DU
du zerbrichst
wie ein kleines Mädchen
und ICH
ich geh rückwärts
verkriech mich ins Haus meiner Träume
nur der Tod (evtl.)
rettet mich aus der noch nie erlebten
Umarmung
nur der Gang über die Ruinen
einer nie gelebten Liebe
streut der Hoffnugn
Blumen ins Haar
nur deine Augen
vertreiben die Dunkelheit des Tages
und wärmen meine Glieder bei Nacht
Komm endlich komm
reiß die geschlossenen Augen weit auf
nimm mich wahr
nimm mich auf
beeile dich
Erst dann wird es niemand wagen
uns zu verleugnen
Die Rede
schweigt
Die Hoffnung
ruht
Die Liebe
siegt
Ich brenn' und schmachte, was sich auch begeben;
in Lauras Macht steht, was ich war und ward.